Wie angekündigt habe ich mein Wochenende in Berlin verbracht. Es galt Union Berlin gegen den Stadtteilverein (nein ich meine nicht Barmbek-Uhlenhorst) aus Hamburg zu unterstützen.
Aber fangen wir am Anfang an:
Freitag
Fahrt nach Berlin. @Curi0us war so freundlich eine Raute in sein Auto (Nummernschildhalter mit Totenkopf…) mitzunehmen. Die Fahrt war angenehm kurz, der frühe Abreisezeitpunkt hat sich gelohnt. Hotel gefunden, Check inn dauerte ewig, weil ich glaube ich einen Azubi an der Rezeption hatte, ich habe es aber überstanden.
Nun galt es aber nicht sich aufs Hotelbett zu legen und den Anpfiff am Samstag abzuwarten, nein es gab eine Einladung zum Grillen. In Pankow/Prenzlauer Berg oder so. Also schnappten @Curi0us und ich uns den Kasten Astra Rotlicht und @pleitegeiger um uns auf den Weg zu machen. Ticket gelöst, U Bahn geentert und an der richtigen Station ausgestiegen. Wir müssen ein tolles Bild abgegeben haben, mit dem Kasten Astra in der Bahn. Und vorbildlich wie wir sind, haben wir keins geöffnet.
Als uns dann @saumselig in seinen Hinterhof gelassen hatten warteten dort bereits Bernd (mir kein Twitter Account bekannt), @Jeky, @sparschaeler und der Rüpel (auch noch ohne Twitteraccount). Der Grill war schon an, die Thüringer, mariniert in einer Bier, Zwiebel, Senf … Marinade bruzzelten. Nach kurzer Zeit kam dann auch @rudelbildung in den Garten, denn es galt sich wärmere Klamotten anzuziehen, der Wind brachte ein wenig Kälte in die Temperatur.
Noch vor der ersten Wurst hatte ich das Vergnügen, gegen den Rüpel Fußball zu spielen. Ich habe mich gut geschlagen, er hat auf mein gefühlt 28m breites Tor nur 7 Dinger rein gemacht (eines davon mit der Lippe, im ernst!) ich immerhin 6. Andere haben seinen Erzählungen nach 14:9 oder so verloren.
Etwas später gab sich noch @GNetzer die Ehre.
Gerdet wurde über vieles, aber selbstverständlich nicht das böse A-Wort, oder das böse B-Wort ausgesprochen. Nur @GNetzer sprach das böse Z-Wort an: Zweitligameister FCSP. Er hat aber auch Düsseldorf als Aufsteiger getippt, damals am Anfang der Saison und der Samstag sollte ja zum Glück anders verlaufen.
Der tolle Grillabend fand allerdings ein frühes Ende, weil am nächsten Morgen fast die gesamten Anwesenden um 8:45h (morgens!) verabredet waren.
Samstag
Kennt ihr den Suppen-Nazi bei Seinfeld? Wenn ja, so wie Georg bei seiner ersten Bestellung habe ich mich gefühlt, als ich den Bus der Linie 100 bestiegen habe. Alle, ja wirklich alle in Berlin lebenden Personen, haben mich vor der Unfreundlichkeit der Busfahrer gewarnt. Ich hatte also mein abgezähltes Kleingeld in der einen, den Riespott Kaffe (2. Liga Fußball ist verdammt früh!) in der anderen Hand und bestieg den Bus mit einem freundlichen „Guten Morgen“ und „2,10“ den Bus. Keine Reaktion. Nichts. Nunja, immerhin sagte er nicht „Kein Bus für dich, komm in einem Jahr wieder“.
Ich lasse aber nicht locker, nein, bei solchen Dingen bin ich ein kleiner Terrier. Als wir an unseren Treffpunkt (DDR-Museuum) den Bus verließen sagte ich freundlich wie ich immer bin: „Einen schönen Tag noch“. Und da passierte es! Ja, der Busfahrer erwiderte ein „Danke!“
Ich wußte, irgendwann kriege ich sie alle! Man muß die Leute nur mit Freundlichkeit schocken!
Am Treffpunkt wartete noch niemand. Nach ein paar Minuten trafen @ring2 und Willy (Twitteraccount nicht gemerkt) ein. @saumselig (Mit Ultraschal) und @rudelbildung (Ohne Trikot an) trudelten auch bald an.
Zu spät, wie immer und ständig anscheinend, jedenfalls sagten das die anwesenden Stadtteilvereinler und zwitscherten das auch, waren @Jeky und @sparschaeler.
Den Rest der unbekannten Unioner eingesammelt (@nusajaz, noch jemand?) und ab Richtung Ableger. Dort noch @hoenower getroffen und dann hieß es warten auf Eddy. Er ließ sich Zeit. Ich konnte mich umschauen. Alles rot. Oder braun. Nichts blau-weiß-schwarzes. @ring2 hat dann noch was gefunden, daß aber als Fehlersuchbild veröffentlicht.
Dann endlich mit 20 minütiger Verspätung legte die Viktoria an. @saumselig lotste uns auf das Boot, er hatte ja den Fahrschein und meinte hinterher, er hätte eine Dauerkarte für die Südkurve im Stadtteilstadion bekommen, weil Vordrängeln kann er. Was er wohl meint? Meine Dauerkarte verlängere ich per Knopfdruck im Internet, geht das auch irgendwie 1.0-mässig?
Platz draußen auf dem Oberdeck war schnell besetzt und los ging die lustuige Fahrt … in die falsche Richtung. Da drei Schiffe gemeinsam die Spree entlangschippern wollten, mußten wir erstmal in die falsche Richtung, was uns nicht Berlinern natürlich allen sofort aufgefallen ist..
Die Wende dann irgendwo zwischen Kanzleramt und Dom und ab Richtung Schleuse. Die ersten „Eisern!“ „Union!“ Wechselgesänge schwappten über die Spree, ein Bier zum Frühstück macht die Zunge doch sehr locker. Da auch einige Sankt Pauleee rufe angestimmt worden sind (Welcher Stadtteil das genau in Hamburg sein soll konnte mir bis heute keiner erklären) mußte ich dann einmal mithelfen. „Hamburg meine Perle“ fiel weg, niemand ausser mir kannte den Text, gar bei der Melodie taten sie alle sehr schwer, also habe ich einfach ein „Eisern!“ dem anderen Schiff entgegengeschmettert. Und siehe da, es kam ein „Union!“ zurück. Dit is Balin, wa! Eine Raute stimmt den Wechselgesang an. Naja, ging ja irgendwie gegen den Stadtteilverein.
Vor der Schleuse (Mühlendammschleuse?) mußten wir warten, wurden quasi nicht reingelassen. Warten, nicht reingelassen, da war doch was:
Dauerkartenjoke checked,
Aussperrjoke checked,
besser kann so ein Samstag nicht beginnen!
Die Bootsfahrt fand ohne weitere Zwischenfälle statt. Trotz der Einstufung des Spiels als sog. Risikospiel verfolgte uns kein Polizeischiff, wie es laut @saumselig wohl schon mal passiert ist. Schade eigentlich, ich hätte die ebenfalls mit meiner Freundlichkeit geschockt und am Ende ein „Eisern!“ „Union!“ Wechselgesang mit denen angefangen…
Es gibt sogar Video von der Fahrt, der rbb war mit einer Kamera auf der Viktoria, aber leider ist der Beitrag selber nicht in der Mediathek online abrufbar. Ich habe die Sendung allerdings aufgenommen.
Daraus extrahiert dieses Foto
Quelle: rbb Sportplatz, Sendung vom 18.04.2010
Am Anleger in Köpenick (janz weit draussen) empfing uns dann doch tatsächlich ein Trupp gut geschützter grüner Helfer. Solch ein Job an diesem Spieltag, ich glaube besser geht es nicht. Das erinnerte mich an die voll ausgerüsteten Polizisten vor dem Spiel gegen Hannover bei uns vor der Arena. Die Anhänger der unterschiedlichen Vereine ware gut durchmischt. Was macht also ein Polizist, wenn er langeweile hat? Richtig, er kontrolliert die PfandflaschenLeergutsammler vor dem Stadion.
Es trennten sich dann aber die Wege, ich war ja nach Berlin gekommen um gegen den Stadtteilverein zu sein, irgendwann endet ja mal die „Freundschaft“. Also ab in Richtung Stadion mit der mir zugeteilten Rautenbetreuung, die sich allerdings später auch um Babelsberger kümmern mußte. Keine Angst, hat @rudelbildung alles vorbildlich gemacht!
Das Stadion An der alten Försterei ist einen Ausflug wert: Es wirkt alles wie Fußballplatz mit ein büschen mehr Zuschauern drin. Aber: Alle stehen! Von den 19.000 Plätzen sind nur 2.460 Sitzplätze (von der DFL geforderte Mindesanzahl bei der Stadiongröße). Die restlichen 16.540 sind alles moderne Stehplätze, soll heißen eine Steil nach oben gehenden Tribüne.
Mein Platz sollte die Waldseite sein, dort wo das Wuhlesyndikat steht (Wie niedlich die Ultras hier heißen *g*). Wir stellten uns aber an den Rand um schneller an Essen und Trinken ranzukommen.
Das Stadion ist sehr eng gebaut, die Zuschauer auf der „Haupttribüne“ müssen dem Spiel aufmerksam folgen, damit sie keinen Ball an den Kopp kriegen. Die Würstchenbude auf der Waldseite hat eine wunderbare Abzugshaube: Direkt an der Haupttribüne vorbei durch den Strafraum. Ich als Spieler würde da aber Hunger bekommen, denn lecker sind die Bratwürste (natürlich stilecht mit Bautz’ner Senf) auf jeden Fall. Dadurch, daß fast alle im Stadion stehen, ist es ein ganz andere Atmosphäre als man es von den großen Arenen gewohnt ist. Im sitzen singt und brüllt es sich halt schlechter. Auch der Einfluß oder besser die Verantwortung der Ultras (hier Wuhlesyndikat) für die Stimmung im Stadion ist auch ein anderer. Es ist zwar so, daß sie Anstösse geben, aber auch ohne ihr zutun werden Schlachtrufe angestimmt.
Apropos Schlachtrufe.
Ohrwurm
Vorsicht! Alert! Warschau! Nicht anhören! Nicht weil es so schlimm klingt, nein man bekommt es so überhaupt nicht aus dem Kopf! Bitte glaubt mir.
Und siehe da, kaum singe ich den Schlachtruf mit (es gab einen Freistoß und der Besungene trat zur Ausführung an), da fällt auch schon das einsnull. Ein toller Freistoß eben von T.M. (den Namen schreibe ich nicht aus, weil es sonst gleich wieder im Kopf losgeht mit dem Ohrwurm). Die Freude war natürlich riesengroß! Auch bei mir!
Die Fans des Stadtteilvereins, mit einer Choreo ins Spiel gestartet, feuerten danach weiter diesen unbekannten Stadtteil an (St. Pauleee, St. Pauleee). Das half dann auch, eine Ex-Raute schoß sehenswert den Ausgleich.
Danach passierte weiter nichts. Die Unioner versuchten einiges, schafften es aber selten und die Hamburger wollten wohl nicht. Selbst bei Ballbesitz blieben immer mindestens 4 Abwehrspieler in der eigenen Hälfte. Aber bei Kontern waren sie brandgefährlich. Ein zu unrecht nicht gegebenes Tor der Hamburger später machten das deutlich.
Nach diesem nicht gegebenem Tor fiel mir auf, daß die Spieler aus Hamburg sehr häufig, wenn nicht ständig über jede Entscheidung des Schiedsrichters motzten und meckerten. Das ging mir sehr auf den Senkel. Auch der Schiedsrichter hatte meiner Meinung nach nicht nur ein hässliches Trikot an, sondern hatte auch keine Linie in seinen Urteilen, viele um mich, herum mich eingeschlossen, sahen die Unioner einige Male benachteiligt.
Wer mich kennt, weiß, daß ich das nicht mag. Also wenn der Gegner sich so verhält. Das habe ich dann auch lautstark geäußert. Aber immer fair und nicht unter der Gürtellinie. Überhaupt war das sehr bemerkenswert: Die Unionfans motzen und meckern, schimpfen pöbeln, aber immer über der Gürtellinie. Das war nicht einfach für mich, gebe ich zu, aber ichhabe mich auch daran gehalten.
Anfangen tut es damit, daß der Gegner bei der Vorstellung nicht mit einem üblichen(?) Arschloch empfangen wird, sondern ein Berliner großkotzigem „Na und!“.
Meine Glücksbringerqualitäten wurden dann aber in der 87. Minute unter Beweis gestellt: Das zweieins nach einem Konter, von einem Stürmer, der andere hatte den Ball zum Glück nicht angenommen, sonst wäre es Abseits gewesen. Die Freude war riesengroß, das Stadion explodierte, denn das Tor bedeutet ein weiteres Jahr zweite Liga für den Verein.
Beide Mannschaften wurden mit einem tosendem Applaus verabschiedet, die „Stadtteilverein! Stadtteilverein“ Rufe aus dem Heimblock habe ich mir gespart.
Meine Rautenbetreuerin @rudelbildung wollte mich noch sicher zur S-Bahn begleiten, wir hätten aber auf @saumselig warten müssen, der sich heute im VIP Bereich tummeln durfte. Das war mir aber zu lange, immerhin spielte mein Verein, der Verein aller Verein, mein HSV zu Hause gegen Mainz. Ich also mit der Wegbeschreibung „Raus, rechts und immer den Massen folgen“ aus dem Block und natürlich liefen alle Menschen nach links! War ja klar. Ich bin aber dem Rat gefolgt und nach rechts gelaufen, habe den S-Bahnhof gefunden und habe dank perfekter Wegbeschreibung von @pleitegeiger die Avelance Bar gefunden, die der Treffpunkt der Fanszene Berlin ist. Das dort gesehene Spiel habe ich hier ausführlichst bewertet. @saumselig kam dann noch nach, um unser blamables 0:1 mit anzusehen.
Ein toller Tag wurde mit einem tollen Abendessen (Pizza auf die Hand, aber megalecker und in grossartiger Gesellschaft schmeckt es eh immer besser) abgerundet. Der Sonntag wurde dann zum leckeren Brunch genutzt, wir konnten sogar draußen sitzen! Habe den Tiergarten noch ein wenig kennengelernt das Wetter und die Gesellschaft boten sich dazu geradezu perfekt an und dann ging es ab zurück nach Hamburg
Mein Fazit: Ein super tolles Wochenende, klasse Leute im realen Leben kennen gelernt (ja, auch wenn sie den falschen Gott anbeten) und viele tolle Gespräche geführt und sensationelle Stunden erlebt. Gerne immer wieder. Sollte der Stadtteilverein aufsteigen, so werde ich noch mehr pöbeln und motzen, aber trotz aller Differenzen was die Vereinswahl angeht habe ich sehr tolle Menschen kennengelernt!
Und die Unioner sind natürlich eingeladen, mal Hamburg zu besuchen! Wenn es die Zeit zu lässt, werde ich nächstes Jahr ein Spiel in der Alten Försterei besuchen. Es hat mir dort sehr gut gefallen! Das ist sowohl eine Drohung (für den Gegner) als auch ein Versprechen (für die Eisernen)!
Über das Wochenende wurde nicht nur hier viel geschrieben, sondern auch woanders. Selbst ein Comic wurde gemalt! Hier allesamt Leseempfehlungen!
- Mit dem Kosmos im Einklang – textilvergehen
- Ein Lied geht um die Welt – textilvergehen
- 1. FC Union Berlin: Zwei FC St. Pauli: Eins – Der Hönower
- FC Union Berlin vs. FC Sankt Pauli 2:1 – Fabulous Stastteilverein
- Verschwende Dich, Sankt Pauli – ring2
In diesem Sinne: Nur der HSV!
Tags: 2. Bundesliga, Saison 2009/2010, Stadtteilverein, textilvergehen, Union Berlin
Sehr schöne Wochenendezusammenfassung, manche Details habe ich aber absichtlich überlesen, insgesamt ein schönes Memory-Revival.
Wie Sie so richtig sagten: auch wenn manche dem falschen Gott huldigen, geht da doch eine Menge.
Schön wars!
:-)
Ein schönes Wochenende. Und wenn ich das nach der HSV-Blamage sage, dann musses schon SEHR schön gewesen sein :-)
Ach, in der Alten Försterei wird auch „Na und!“ gerufen? Wer hat da von wem geklaut? :-P
War erst etwas verwundert, warum @saumselig Ultraschallbilder mit zum Fußball bringen sollte, dann ist mir das fehlende „l“ aufgefallen. Heieiei…
@Jekylla
Und so wie es aussieht, stehen wir uns nächste Saison gar direkt gegenüber!
@pleitegeiger
Ja, schön war es trotzdem!
@maria
Ich weiß nicht, wer das copyright hat, aber ich fand es bemerkenswert.
@donvanone
*g* So habe ich also noch zur Erheiterung beigetragen
@nedfuller
Das sieht seit heute in der Tat einen Tick besser aus mit dem Gegenüberstehen nächste Saison, ich war ja fremdsupporten beim FSV und es hat funktioniert.
Des einen Freud… ich bin ja schon ruhig..
[…] wir grad so viel Fußballcontent haben, schieb ich schnell noch was nach, was mir bei Nedfuller aufgefallen ist: Unbedingt aufpassen, wenn es um Ultraschal und Ultraschall geht. Das sind zwei grundverschiedene […]
[…] Mattuschka Meine Damen und Herren, das ist ein kleiner Insider vom lustigen Union-Sankt-Pauli-Gastrauten-Treffen in Berlin vorletztes […]
Icke in Balin, wa?…
So oder so ähnlich würden es wohl die Einheimischen ausdrücken… Ich war also in Berlin. Ist zwar schon zwei Wochen her, aber die Chronistenpflicht ruft mich lauter, je länger es her ist. Hier also mein Bericht: Bereits als der Spiel…
[…] in die erste Liga konnten wir leider nicht verhindern. Ich habe mein Bestes getan, war bei dem Heimsieg von Union Berlin im Stadion “An der alten Försterei”. Zum Auswärtsspiel durfte ich dann auch nicht, […]