Lieber Bernd,
ich hoffe du verzeihst mir, daß ich dich einfach duze, aber unter Vereinskameraden ist es bestimmt zu verschmerzen.
Vereinskameraden? Ja, ich habe dich als einen der Unseren gesehen. Da stehe ich wahrscheinlich sehr allein im Verein da, aber ich glaube in deinem Herzen bist du Jahr für Jahr immer mehr HSVer geworden.
Dein Vertrag wurde nun nicht verlängert, deine Amtszeit endet am 31.12.2011. Es tut mir leid, daß du gehen mußt. Mit dir hat der HSV endlich einen Vorstandsvorsitzenden gehabt, der nach den turbulenten, finanziell sehr klammen 90ern aus dem HSV einen solide finanzierten Verein gemacht hat.
Ich war nicht immer einverstanden mit deinen Entscheidungen. Manchmal habe ich mir gedacht, es wäre besser gewesen, sich nicht einzumischen, es wäre besser gewesen uns Mitglieder vorher zu informieren.
Du hast es nicht immer leicht gehabt. Als du angefangen hast, war dir wohl schnell klar, daß wir irgendwie jede Saison an Geld rankommen müssen, welches wir nicht durch Teilnahmen an der Champions League oder im UEFA Cup haben. Du hast dich hingesetzt und überlegt, was kann der Verein alles vertragen, um Geld zu erwirtschaften. Deine Amtszeit war gekennzeichnet von einem stetigem Anstieg des Umsatzes, der Vermarktung unserer Raute und dem Verkauf des Stadionnames. Das hat dir keine Freunde eingebracht, aber du bist deinen Weg weiter gegangen.
Am Anfang probiertest du sogar einen Weg zu gehen, den ich nicht für richtig halte: Du wolltest die Profiabteilung aus dem Verein ausgliedern. Es wurde damals abgestimmt und du hast verloren. Dieses Ergebnis hat dir die Arbeit nicht gerade erleichtert, aber du hast trotzdem weiter gemacht. Auf den letzten drei Jahreshauptversammlungen habe ich aber das Gefühl gehabt, daß auch bei dir die Erkenntnis gewachsen ist, daß der Hamburg Sport Verein ein Breitensportverein ist und damit ein Riesenpotential in sich birgt.
Ich will nicht verheimlichen, daß ich auch Kritikpunkte an deiner Arbeit habe. Der Kühne-Deal zum Beispiel. Von der Idee her sehr gut, die Ausführung aber mangelhaft. Die Kommunikation mit den Mitgliedern vor dem Deal hätte dem ganzen die Schärfe genommen. Wenn wir alle vorher von dir informiert worden wären, dann hätten wir alle Fragen sachlich klären können. Ich unterstelle dir keine Absicht, aber als Vorstand eines Vereins mit dem Umsatz von über 100 Millionen Euro kann man bestimmt schnell den Eindruck gewinnen, daß die Shareholder (ja, wir Vereinsmitglieder sind die Shareholder!) nicht alles wissen müssen. Aber dem ist nicht so! Wir wollen informiert werden, wir sind in der Lage die sachlichen Argumente zu bewerten. Zum Glück hast du auch diese Lektion gelernt, zumindest hatte es auf der letzten Jahreshauptversammlung den Eindruck gemacht. Du hast verstanden, daß solche wegweisende Entscheidungen nicht ohne uns gemacht werden können. Den neuen Vertrag rund um die Vermarktung mit Sportfive wolltest du nicht mehr im stillen Kämmerlein ausarbeiten, sondern uns mit in die Entscheidung einbeziehen.
Ich will auch nicht verschweigen, daß ich sauer war, als Bruno Labbadia verpflichtet wurde. Ich meine ich habe Topmöller verkraftet, Stevens und Jol haben uns veräppelt, Veh war wohl der einzige, der sich nach all den Trainerentlassungen auf uns eingelassen hat. Aber mal unter uns, warst du wirklich überzeugt, daß Bruno Labbadia uns weiter bringt? Aber Schwamm drüber, der ehemalige Trainer wirkt nun in Stuttgart und läßt uns in Ruhe.
In der neuen Saison hättest du Frank Arnesen bestimmt in aller Ruhe einen neuen Trainer suchen lassen. Oder ihn unterstützt, wenn er gerne Armin Veh weiter bei uns Trainer geblieben wäre. Ich finde in letzter Zeit hast du dich sehr verändert. Ich schreibe es einfach deiner Lernfähigkeit zu, daß du dich immer mehr aus der Öffentlichkeit rausgezogen hast und die tatsächlich Verantwortlichen zu Wort hast kommen lassen.
Nun ist deine Zeit beim HSV vorbei. Das finde ich sehr schade. Ich spreche hier nur für mich, aber deine Zeit beim HSV wird mir immer als eine sehr erfolgreiche, von Rückschlägen geprägte Zeit in Erinnerung bleiben.
Nicht zu vergessen ist die Verankerung des HSV in die Hansestadt Hamburg. Der Hamburger Weg ist eine tolle Einrichtung, die für die soziale Aufgabe eines Vereins in seiner Stadt steht, wie es vorher nicht für möglich gehalten wurde.
Danke dafür!
In diesem Sinne: Nur der HSV
PS: Bitte richte auch meinen Dank an Katja Kraus. Ihre Arbeit war nicht immer unumstritten (lila Schals?) aber dank ihrer Arbeit ist es dem HSV gelungen, das Merchandising zu einem wichtigen Einnahmefaktor in unserem Verein zu machen.
Word!
Was soll man sonst noch sagen?
Einzig, dass Du nicht alleine mit deiner Meinung bist, Nedfuller.
Bei weitem nicht.
Viele, sehr viele sehen das wie Du.
Nur ein paar Auserwählte haben das anders gesehen.
Deswegen sind sie ja auch Auserwählt.
Wobei ich glaube, dass die meisten der wenigen Auserwählten nur gemacht haben, was ihnen gaaaanz wenige Auserwählte gesagt haben, was sie machen sollen.
Und so haben ein paar ganz wenige an ihrem Verein und den Mitgliedern des Vereins vorbei, eine nicht nachvollziehbare und vor allem schwerwiegende Fehlentscheidung getroffen.
Das ist sehr bedauerlich, denn wir, die Masse sehen das ganz anders.
Wir sehen das wie Du Nedfuller!
Starkes Blog!
Toller Artikel! Ich finde es klasse, wenn man bei aller (häufig berechtigten) Kritik nie vergisst, dass scheidende Funktionäre auch etwas bewirkt haben und dem Verein immens viel Herzblut und Leidenschaft geschenkt haben. Das geht vielen Fans leider ab.
Guter Artikel. Erinnert mich gerade an was. Parallelitäten…
+1 Ned!
Natürlich hat Hoffmann Fehler gemacht. Aber ohne ihn würde der Verein heute nicht wirtschaftlich so gut dastehen. Es ist mir unverständlich, was ein neuer VV besser machen soll? Ich fürchte, auf den HSV kommen schwere Zeiten zu. Wer braucht schon Feinde, wenn man solche „Supporters“ hat.
Sehr starker Text,
der auch meine Meinung wiederspiegelt.
Du sprichst so viel Wahres…
Ohne Hoffmann wäre der HSV nicht da wo er ist, sowohl finanziell als auch sportlich, es ist sowieso beides so eng verknüpft.
Hoffmann hat Fehler gemacht, vielleicht sogar viele Fehler, aber jeder tut das und mir kam es so vor, als ob der Mann daraus gelernt hat. Das er begriffen hat, was er ändenr muss um diesem Verein wieder zu helfen.
Um seine Visionen Realität werden zu lassen…es ist einfach nur traurig, dass er die Chance nicht bekommen wird. Er hat sie verdient, denn Bernd Hoffmann hat diesen Verein geprägt und gut geführt, jedoch scheinen das die „Wichtigen“ nicht zu begreifen.
Wenn ich mir die Zukunftausmale sehe ich schwarz, es müssen so viele Entscheidungen getroffen werden, aber es ist niemand da. Wir haben den Trainer auf Zeit, einen VV auf Zeit und einen Sportdirektor der noch kommt, bzw. Bastian Reinhardt der immer loyal zu diesem Verein ist, aber auch nur mit Füßen getreten wird und öffentlich regelrecht lächerlich gemacht wurde.
Dazu hat Gulden schonmal abgesagt und man kann gespannt sein was noch so alles kommt.
Mittelmaß du bekommst uns wieder…
So langsam mache ich mir wirklich Sorgen um meinen HSV. Veh verkündet gerade seinen Rückzug im Sommer und reiht sich somit neben Reinhard, Hoffmann und Krauss in die Schar der „lame ducks“ ein. Jetzt fehlt nur noch, dass sich Arnesen mit Grausen abwendet und seine Zusage zurück zieht. Dann ist das Chaos perfekt.
So warme Worte und alle stimmen auch noch in die Hymne mit ein, da muss ich dann doch paar Worte dagegen setzen.
Ich habe am 1.9.2010 gesagt, diese Transferperiode wird das Ende der Äre Hoffmann einläuten. Einfach mit Demel, Troche und Co. weitermachen, höchst bedenkliche Neueinkäufe statt Qualität für das Kreativspiel, das konnte nicht gut gehen.
Der Abwärtsstrudel kommt ja nicht aus dem Nichts. Und zwei Trainerentscheidungen hintereinander mit Labbadia und Veh, das überlebt kein Vorstandsvorsitzender. Dazu das völlig skurrile Schauspiel mit Showpraktikant Basti Reinhardt als Vorstand, auch das kann man nicht nur Onkel Hotte anlasten, da ist Bernd schon auch mitschuldig.
Aber auch bei den Dingen im Hintergrund lief so vieles schief. Wir brauchen nur nach Norderstedt schauen. Da hat schon Beiersdorfer mit Freunderlwirtschaft und den „Trainern“ Bäron und Cardoso viel kaputt gemacht. Beziehungsweise die Grundlage gelegt, dass bei uns eben keine bzw fast keine Talente entwickelt werden. Nach Beiersdorfers Abgang hat Hoffmann dann große Ankündigungen hinsichtlich Nachwuchsarbeit, Scouting, etc. gemacht. Passiert ist nix.
Insgesamt kann man bei der Ära Hoffmann viel Gutes, aber auch viel Schlechtes finden. Ein Wechsel erscheint daher durchaus angebracht. Wie so oft klappt das beim HSV nur in der ungeschmeidigst möglichen Variante.
Trotzdem, ich hoffe auf Besserung. Wir sind auf dem Weg zu einem wirklichen Umbruch, jetzt bitte nicht bei der Hälfte stehenbleiben. Wenn Veh geht und Cardoso bleibt, wäre das nicht zufriedenstellend.
@xxlhonk
Danke.
Die wenig Auserwählten werden im Moment sehr sehr glücklich sein.
@Andi
In der Regel wird nur das negative gesehen, was zur Trennung geführt hat.
@Jekylla
Ultras sind vereinsübergreifend die besseren Fans. Also aus deren Sicht.
@McHag
Ich hatte bei Hoffmann das Gefühl er hat dazu gelernt.
Alle Supporters meinte ich garnicht. Es ist der Teil, der versucht die Vereinspolitik zu beeinflußen, der mir Sorgen macht.
@gartenzwerg
Danke.
@rauteimherzen
Die Absage von Gulden paßt echt so richtig ins Bild.
Mittelmaß? aber dafür dann nur die echten Fans im Stadion. Das war doch das Ziel, oder?
@McHag
Mal den Teufel nicht an die Wand. Bitte nicht.
@Dave
Ich habe warme aber wie ich finde auch kritische Worte gefunden. Keiner hat gesagt, das alle gut war. Und wie du richtig dargestellt hast ist nicht allein Bernd Hoffmann an der Situation schuld.
Auf Besserung hoffe ich auch!
@Dave
Aber gerade auf die Fehlentscheidungen, die Du ansprichst wurde doch mit Arnesen reagiert.
Da muss man doch nicht den ganzen Verein blockieren.
Bei der Labbadiaentscheidung war der so sehr glorifizierte Didi noch an Bord nd Veh war zu dem Zeitpunkt eine logische Wahl.
Doch das ist in meinen Augen nebensächlich, momentan frage ich mich wer überjaupt noch die notwendigen Entscheidungen treffen will.
Es mag ja Gründe gegen Hoffmann/Kraus gegeben haben, der Zeitpunkt war fatal.
Beiersdorfer habe ich nie glorifiziert, dessen Entlassung fand ich damals richtig.
Gartenzwerg, wir haben meiner Meinung nach ein grundsätzliches Problem in der Struktur, genauergesagt in der Abgrenzung zwischen Sportvorstand / Vorstandsvorsitzender. Ein sehr großer Teil der Arbeit des Vorstandsvorsitzenden ist an Sportfive ausgelagert. Ich hab schon an anderer Stelle geschrieben, es gibt ein Problem in der Abgrenzung zwischen Sportvorstand / Vorstandsvorsitzender.
Diese Struktur, die zum großen Krach geführt hat, ist ja völlig unverändert.
Für den Vorstandsvorsitzenden ist der Sportvorstand ein Untergebener, der ihn ihn sportlichen Dingen berät. Und für den Sportvorstand ist der VV ein unterbeschäftigter Zahlenmensch, der sich in seine Agenden einmischt.
Dass man das Problem nach der Sammer-Pleite mit einem kompetenzlosen Frühstücksdirektor Reinhardt lösen wollte, spricht ja auch Bände.
Stellt Euch doch mal eine Führungsspitze mit Magath, Hoffmann und Arnesen vor. Völlig undenkbar.
Ich habe jetzt ein paar Tage gegrübelt, wie man den gordischen Knoten durchschlagen kann.
Hier meine Lösung: Arnesen wird Vorstandsvorsitzender. Dadurch dass viel Arbeit eh bis mindestens 2015 von Sportfive erledigt wird, ist das machbar. Cay Dingwort wird zu seiner Unterstützung im betriebswirtschaftlichen Bereich zum Finanzvorstand befördert. Die Agenden von Katja Kraus landen bei Scheel. Bzw. bei Reinhardt, der ja sowieso nix zu tun hat. Das wäre ein schlagkräftiger Dreiervorstand, in dem die Kompetenzen klar verteilt sind und der auch Platz für einen starken Trainer auf der Bank lässt.
[…] deren Fans zurzeit viele Kritikpunkte haben… Ich möchte zum Abschluss nochmal auf einen gelungenen Beitrag von nedfuller hinweisen, der sich mit der Personalie Hoffmann etwas eingehender auseinandersetzt. […]
@alle
Danke für die konstruktive Diskussion hier bei mir! Sehr lehrreich und vor allem so ohne Anfeindungen und Beschimpfungen. Dieses Internet mag ich!
@gartenzwerg
Der Zeitpunkt ist das eine.
Zum anderen wurde auf der JHV von den Bewerbern um die AR Posten gesagt, daß BH/KK eine faire Chance erhalten. Leider wollte der AR aber das Konzept von denen nicht sehen. Wo ist da die Chance?
@Dave
Die Idee klingt echt nicht schlecht. Wirklich nicht schlecht. Nun müssen wir nur noch Arnesen überreden, schon früher anzufangen.
Grüße dich,
da hatten wir heute morgen wohl beiden den gelichen gedanken
http://www.spox.com/myspox/blogs/hsv:5F:in:5F:portugal.html