Ladenhüter und Löcher im Etat. Transferperiode Winter 2012/2013

Hektik.
Das Telefon klingelt, während des Gespräches mit Berater H. Windbeutel (*), klopft gleich ein anderer Berater an. Die Spieler stecken ständig den Kopf in die Tür und Fragen „Chef, wo spiele ich denn morgen?“. Der Vorstand fragt auch alle 3 Minuten nach, wieviel Geld ich denn eingespart habe. Die Presse und dieser komische sog. Blogger ratz-fatz ab – oder so ähnlich – hibbelt ständig hinter mir her und will Neuigkeiten zum Spieler xy. Der Trainer will auch wissen, ob ich nicht noch einen Stürmer verpflichten kann. Der will eh immer alles und das gleich sofort. Geht das Faxgerät in der Geschäftstelle eigentlich noch?
Hektik. Das Telefon klingelt, …


So, oder auch ein wenig abgewandelt, stelle ich mir die letzten Tage der Transferperiode vor. Gerade im Winter ist das glaube ich sehr stressig und hektisch, da nur eine begrenzte Zeit zur Verfügung steht.

Das Ergebnis unseres Sportchefs sieht so aus:
Soll
Mindestens 6 Mio. Euro durch Transfererlöse einnehmen oder beim Gehalt einsparen.
Den Kader nicht schwächen, damit der Abstiegskampf weit weg von uns ist.

Haben
Zwei ausgeliehene Spieler (Tesche nach Düsseldorf, Scharner zu Wigan Athletic). Leihdauer: 6 Monate
Ein verkaufter Spieler (Tom Mickel zu Greuther Fürth, ablösefrei)

Also haben wir quasi kein Geld eingespart. Die Großverdiener (namentlich Kacar, Drobny, Berg, Boban, …) sitzen weiter auf der Bank und belasten den Etat. Selbst Skjelbred, der im Sommer noch das „zu Verkaufen“ Schild um den Hals trug, fand trotz seiner guten Leistungen keinen Abnehmer. Oder hat man ihn gar nicht angeboten?

Wenn ein Spieler nicht auf Gehalt verzichten will, verstehe ich das. Ich werde auch nicht morgen einen neuen Job anfangen, wenn ich weniger Geld angeboten bekomme. Es ist aber dennoch eine Frage der Perspektive für einen Bank- oder Ergänzungsspieler: Will ich lieber mehr Geld auf dem Konto haben, dafür aber weniger Spielzeit in den Statistiken? Seht euch Robert Tesche an, kaum bei Düsseldorf, schon spielt er.

Schauen wir uns die Vertragssituation der Spieler mal an, die meiner Meinung nach verkafut werden könnten:

NameVertrag bis
Drobny2013
Boban2015
Kacar2015
Skjelbred2015
Sala2014
Ilicevic2015
Son (?)2014
Berg2014

Bis auf Jaroslav Drobny enden die Verträge der besagten Spieler erst nach mindestens 2 Jahren! Das Problem ist also weder aufgehoben noch aufgeschoben. Die Wiedervorlage im Sommer ist ein unausweichlicher Fakt.

Was kann man also tun?
Dazu muß klar sein, wie die finanzielle Situation im Sommer sein wird. Neue Einnahmen sind nicht in Sicht, das operative Ergebnis des Vereins wird also weiter negativ sein. Das wäre nicht schlimm, weil wir immer noch genügend Eigenkapital haben. Aber wir sind nicht handlungsfähig, ohne weitere Schulden zu machen. Im Sommer hieß es noch, daß es gut wäre den Kader zu verkleinern. Im nächsten Sommer MÜSSEN wir Spieler verkaufen.

Welche sollen das sein?
Ich denke die Liste ist schon gut, wenn man Drobny raus nimmt. Sein Vertrag ist 2013 zu Ende und man kann ihm einen neuen Vertrag anbieten, der deutlicher weniger Gehalt beinhalten wird. Vor allem darf man nicht glauben, daß sich unsere Ladenhüter gut verkaufen lassen. Das hat im Sommer und im Winter nicht geklappt, warum sollte es also in Zukunft klappen?

Wir müssen uns darauf einstellen, daß wir Leistungsträger verkaufen werden. Meine Wahl viele da auf Son oder gar Manciennen (nicht schreien, aber ein englischer Innenverteidiger wird doch auf der Insel gut anzubieten sein). Ich könnte auch auf Rafael van der Vaart verzichten, denke aber nicht, daß uns noch mal jemand viel Geld auf den Tisch legen wird. Jansen vielleicht auch? Bei Son müssen wir in diesem Jahr bereits entscheiden: Vertrag verlängern oder im Sommer teuer verkaufen. Ich hoffe der Vorstand wird bei einer Verlängerung keine Ausstiegsklausel vereinbaren, damit wir ordentlich Asche aufs Konto bekommen, sollte er verkauft werden.

Die Resterampe werden wir auch im Sommer nicht los werden und noch weitere 2 Jahre (viele Verträge enden erst 2015) mit den Ladenhütern in eine Bundesligasaison gehen, können wir uns nicht leisten.

Also muß verkauft werden.

Egal wie man es dreht und wendet, ein Spielerverkauf wie anno 1991 steht uns eventuell bevor: Damals wurde ein Leistungsträger für 16 Mio DM verkauft, damit der Verein weiter überleben kann. Abhängig von der finanziellen Notwendigkeit, wird es wohl im Sommer ähnliches geben.

Ich hoffe nur weiterhin, daß es nicht Milan Badelj sein wird.

Aber eines ist klar: Je schlimmer die finanzielle Lage, desto schmerzhafter der Spielername, der verkauft werden MUSS.

In diesem Sinne: Nur der HSV!
(*) Name frei erfunden

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4 Responses to “Ladenhüter und Löcher im Etat. Transferperiode Winter 2012/2013”

  1. Sven GZ sagt:

    Ich stimme Dir da in allen Punkten zu.
    Das Hintertürchen mit einem Verkauf gen Osten will ich trotzdem noch einen Spalt weit geöffnet sehen.

  2. nedfuller sagt:

    @sven GZ
    Ich denke, daß es bereits Angebote aus dem Osten gab, unsere Spieler sich aber genau überlegen, wohin sie gehen wollen.

  3. YellowLed sagt:

    Das alte Leiden: Hannover war angeblich ach so doll an Kacar interessiert, Berg wollte Angebote aus Spanien haben usw. – und was war? Nix war. Wenn alle Welt weiß, dass man verkaufen muss, wäre man ja auch blöd, wenn man anbieten würde, was marktgerecht wäre.

    Ein paar Anmerkungen:

    – Es gibt natürlich die theoretische Option, sich für einen internationalen Wettbewerb zu qualifzieren. Davon wollen wir mal nicht unbedingt sprechen.

    – Man könnte auch darauf hoffen, dass Tesche und Scharner in der Ausleihe irgendwie einschlagen und direkt weiterverpflichtet werden. Würde ich in beiden Fällen nicht drauf wetten, genauso würde ich beide aber ohne mit der Wimper zu zucken abgeben.

    – Ein Name fehlt für mich auf der Liste: Rudnevs. Sollte der aufgrund der Tatsache, dass er ohne große Eingewöhnungsprobleme recht flott eingeschlagen ist und bisher 7 Tore erzielt hat, Interessen wecken, bin ich mir sicher, er wäre verkäuflich – allerdings müsste er auch direkt ersetzt werden, insofern ist da kein Gewinn zu erwirtschaften.

    – Wäre Mancienne auf der Insel begehrt, wäre er nie bei uns gelandet. In England wird er, soweit ich das mitbekomme, aufgrund seiner Statur nicht als IV eingestuft, RV oder DM kann er aber nicht. Ich glaube nicht, dass die Engländer sich von 1, 2 gute Saisons in der Bundesliga „blenden“ lassen. Dabei dürfte auch absolut keine Rolle spielen, dass er Engländer ist.

    – Das Tafelsilber ist eindeutig Son. Zum einen, weil er in England scheinbar begehrt ist, zum anderen, weil er (gesetzt den Fall, man bleibt beim 4-4-2 mit hängender Spitze) relativ leicht aus den eigenen Reihen gleichwertig zu ersetzen ist – durch Beister.

    – Und auch wenn Du versucht hast, das geschickt zu verstecken: Ich fürchte, im übelsten Fall ist auch Badelj Teil des Tafelsilbers. Ich hoffe mit Dir, dass er zumindest noch ein, zwei Jahre bleibt. Sich einzubilden, er wäre auf Dauer in Hamburg zu halten, ist allerdings blauäugig.

  4. nedfuller sagt:

    @yellowled

    – internationaler Wettbewerb
    Selbst wenn, was passiert dann. In der EL kann man keine 10 Mio. Euro verdienen, muß aber eine Mannschaft haben, die in zwei bzw. drei Wettbewerben stehen kann. Das halte ich für unmöglich.
    – Tesche und Scharner
    Klar, das können wir hoffen. Aber so richtig was bringen täte es nicht.
    – Rudi
    Ja, auch darüber müssen wir uns Gedanken machen. Mit Berg und Son hätte man dann ja noch 2 Stürmer im Kader *g*
    – Männtschn (Prost!)
    Da kannst du recht haben, die Bundesliga steht nicht im Fokus auf der Insel. Aber wenn er weiter gute Leistung bringt, werden sich die kleineren Teams bemühen und selbst die können Gelder zahlen, von denen wir träumen.
    – Son
    Jepp. Er ist sehr ersetzbar. Aber das will wohl sonst niemand erkennen…
    – Schweig still über Milan
    Ja, mir ist klar, daß wir ihn nicht sehr lange halten können. Es sei denn, wir qualifizieren uns in der nächsten Saison für den internationalen Wettbewerb, dann könnte evtl. die Möglichkeit bestehen, daß wir ihn halten können. Aber du hast recht, ihn zu halten ist uns nicht unbedingt möglich