Wissen, wo sein Platz ist.

Ich bin HSV Fan. Leidentschaftlich, die letzten Jahre mehr als zu Beginn meiner Liebe zum HSV vor 25 26 Jahren. Ich dachte, man wird im Alter ruhiger und vor allem klüger, beim Fußball und dem HSV. Aber dem ist wohl nicht so.

Ich weiß aber, wo mein Platz ist. Der ist in der Kurve. Zwei Mal im Jahr ist er auf der Mitgliederversammlung. Bei beiden Plätzen gibt es Rechte und Pflichten sowie Grenzen, die man nicht überschreiten sollte.

Nehmen wir meine Rechte als Mitglied. Ich darf den Aufsichtsrat wählen, die Organe des Vereins entlasten, Fragen stellen und sogar Anträge zur Diskussion stellen.
§20, Absatz 1, Punkt c)

Ausführung der Beschlüsse der Mitgliederversammlungen, soweit sie nicht ihrem Inhalt nach einem anderen Vereinsorgan oder einer Abteilung zur Ausführung zugewiesen sind. Im letztgenannten Fall hat der Vorstand jedoch die ordnungsgemäße Ausführung der Beschlüsse durch die anderen Organe oder die Abteilungen zu kontrollieren,

Ich habe gerade nachgezählt, wann ich dieses mir zustehende Recht ausgeübt habe… Ich kam auf exakt null. Weil ich weiß, wo mein Platz ist, welche Verantwortung solch ein Antrag beinhaltet. Es würde ja bedeuten, daß ich meine, ich könnte den Job des Vorstandes besser machen. Das kann ich nicht.

Ein Organ im verein meint aber, er könne das gerade. Er könne den Job des Vorstandes besser machen.
Ich spreche von unserem Aufsichtsrat.

§18, Absatz 1

Der Aufsichtsrat bestellt den Vorstand und beruft ihn ab.

§18, Absatz 2

Der Aufsichtsrat überwacht den Vorstand in seiner Geschäftsführung und
in der Wahrnehmung der Vereinsaufgaben.

(wer interesse hat, die Satzung unseres Vereins befindet sich hier: Satzung HSV)

Auch ich bin unzufrieden mit der Arbeit des Vorstandes, daß habe ich hier oft genug geschrieben. Aber mitten in der schwersten Phase des Vereins solch ein Affentheater zu veranstalten zeugt meiner Meinung nach davon, daß die Kompetenzen deutlich überschritten werden. Wieso meint ein Teil des AR, daß sie besser entscheiden könnten, welcher Trainer auf der Bank zu sitzen hat? Da hat jemand seinen Platz nicht gefunden, weiß nicht, wo seine Entscheidungsbefugnis im Verein steht! Oliver Kreuzer hat sich klar zum Trainer bekannt. Und seinem Urteil ist zu folgen, denn er hat die sportliche Kompetenz im Vorstand. Auch der Vorsitzende hat klar erkannt, daß der Trainer bleiben soll (ja, ich weiß, solche Aussagen halten nur bestimmte Spieltage lang, aber bis dahin müssen wir unserem Vorstand glauben).

Im Moment würde ich die 4 Räte, die diesen irrwitzigen Veränderungsvorschlag blockieren, gerne kennen und ihnen gratulieren.

Wenn der AR entscheidet, daß der Vorstand abgesetzt gehört, dann doch bitte nicht während der Saison. Was ist das denn für ein bullshit mitten in der Saison so eine Idee zu haben? Wenn wir eines nicht brauchen ist es weitere Unruhe! Wie sollen Carl Jarchow, Oliver Kreuzer und auch Bert van Marwijk in Ruhe ihren Job machen? Genau, es geht nicht!

Warum wird nicht alles für den Klassenerhalt getan? Das ist wichtiger als alle Reformen und Veränderungen!

Aber kommen wir zurück zu meinem Platz im Verein. Dieser ist vor allem in der Kurve. Okay, manchmal auch beim Training um den Jungs zuzuschauen, manchmal sogar bei der U19 bzw. U23 um zu sehen, was da auf uns zu kommen wird.

Es gibt aber Besucher des Stadions, die auch diesen Platz falsch ausnutzen. Sei es durch das Werfen von Gegenständen auf den Platz (ob nun gegen Gegner oder eigene Spieler) oder durch Gewalt gegen eigene Spieler! Das deutet auf fehldende soziale Kompetenz hin, da kann man nicht helfen, nur mit Verachtung und vor allem mit drakonischen Strafen „helfen“. Widerlich!

Zurück zu meinem Platz in der Kurve: ich supporte die Mannschaft von der 1. und 90. Minute. Was anderes kann ich im Stadion nicht machen. Klar, ich bin auch enttäuscht und motze über schlechte Pässe, schlimme Fehler aber ich pfeife meine eigenen Spieler nicht aus. Selbst diese Grenze werde ich nicht überschreiten.

Wenn ich nicht in der Kurve bin, dann versuche ich meinen Beitrag zu leisten, damit die Mannschaft merkt, daß ich hinter ihr stehe. Während also andere Spiegel abtreten (was macht eigentlich Patrick Ebert *g*) nach einer Heimniederlage, fahre ich am Sonntag morgen in eine Turnhalle irgendwo in Hamburg und krieche 6 Stunden auf den Knien und bastel ein Spruchband für das nächste Heimspiel.

Basteln
(Danke an @nurdertim für das Foto!
5 Stunden haben wir mit mit nicht mal 2 Hand voll Mädels und Jungs an dem Spruchband für die Choreo gebastelt. Auf dem Boden hocken und mit den Zähnen Tesafilm abreissen ist unheimlich entspannend und schärft die Sinne für die nächste Aufgaben.

Mein Platz ist im Block 22C, dort kann ich gut sehen und meine Mannschaft anfeuern. Am Mittwoch vor dem Freundschafts Pokalspiel gegen die momentan weltbeste Mannschaft war ich aber in anderen Blöcken unterwegs. Es galt die Choreo vorzubereiten, nur Basteln reicht mir da nicht. Also galt es ab 15:30 Uhr Fahnen aufzuwickeln, Pappen aufzurollen und Anweisungen zu folgen. Das ist mein Platz in diesem Verein.

Aufbau 1
Aufbau 2
Aufbau 3

Nach knapp 3,5 Stunden Aufbau wartet man dann gebannt auf das Ergebnis. Es war GROSSARTIG!

Choreo 1
Choreo 2
(Danke an @abknicker für die Fotos!)

Von der Südtribüne sah es so aus:
Choreo 3
Choreo 4
(Danke an @HerrEberhardt & @HeideJensinger für die Fotos!)

Fußball wurde auch gespielt, wir hatten keine Chance. Bungt!

Ich kenne also meinen Platz im Verein. Meine Forderung an alle anderen im Verein: Haltet euch auch daran!

In diesem Sinne: Nur der HSV!

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16 Responses to “Wissen, wo sein Platz ist.”

  1. Ozmo sagt:

    Word!!

  2. Chapeau! Für diesen Artikel!

  3. Markus Sch. sagt:

    Hoffentlich werden deine Worte von den angesprochenen Personen gehört und befolgt! Mittlerweile ist es nur noch beschämend, was beim HSV vor sich geht.

  4. DerTim sagt:

    Ich bin da voll und ganz bei Dir, wie Du weißt.

    • nedfuller sagt:

      Ja, das weiß ich.
      Es wäre schön, wenn alle das wären. Wobei, dann wäre es nicht gut, weil alles gleich wäre und ein grauer Brei. Das will ich dann auch wieder nicht.

  5. clenze sagt:

    Meinen höchsten Respekt für diese großartige Aktion, gerade in dieser Situation! Ebenso stimme ich deinen Worten voll zu.

  6. Mats sagt:

    „Wisssen, wo sein Platz ist.“

    Sehr gutes Credo! 1887% d’accord von meiner Seite!

    Man könnte es auch etwas anders sagen: „Jeder sollte seinen Platz kennen und einhalten.“

    Wenn sich alle im HSV in den letzten Jahren daran gehalten hätten, wären wir mit sehr, sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht in dieser schlimmen Gesamtlage.

    • Fans und Mitglieder hätten sich auf den Mitgliederversammlungen nicht von inkompetenten Schnackern in HSV-Trikots und lustigen, fußball-affinen Nachnamen oder Propagandisten instrumentalisieren lassen und sich somit nicht indirekt in langfristige existentielle wirtschaftliche Fragen eingemischt.

    • Der Aufsichtsrat hätte keinen Exorzismus betrieben, sondern versucht, den sportlichen Erfolg der Profimannschaft zu unterstützen. Er hätte sportliche, moralische und finanzielle Werte erhalten und nicht im großen Stil zerstört. Er hätte außerdem dem damaligen Vorstandsvorsitzenden zeitnah einen kompetenten Sportchef an die Seite gestellt und nicht 1,5 Jahre gewartet. Das wären seine wichtigsten Aufgaben gewesen! Keine persönlichen Rachefeldzüge!

    • Der Wirtschaftsfachmann Hoffmann mit kreativen Ideen und Visionen hätte weiter diesen Verein von ganz oben führen können und sich nicht mit für ihn ungewohnten Sportchefaufgaben blamieren müssen.

    • Der überdurchschnittliche gute Jung-Sportchef Beiersdorfer hätte nicht gleich den Schwanz eingezogen, sondern hätte für die Fortführung der Zusammenarbeit des erfolgreichen Duos an der Spitze des Vereins gekämpft und wäre hier geblieben.

    Tja, hätte nur jeder das gemacht, was er wirklich kann! Vieles, nein, wohl eher alles (!) wäre besser gewesen als das, was wir heute haben.

    Mit der „Change“-Kampagne wurde 2009 das Ende eingeläutet. Eine sehr aktive, radikale Minderheit wollte den „Change“. Den bekommen wir jetzt wohl auch. Alle. Ob es ein „Change“ zum Besseren ist, darf jeder für sich selbst beantworten. Es muss befürchtet werden, dass es ein „Change“ in die sportliche und wirtschaftliche Erfolgs- und Bedeutungslosigkeit sein wird. Das wird einigen gefallen, anderen nicht. Ich find’s beschissen!

    Wer einmal erlebt hat, wie geil es sich anfühlt auf dem Hamburger Rathausmarkt die eigene Mannschaft nach einem oder zwei Titelgewinnen zu feiern, der ist glücklich, wenn das eigene Team Erfolg hat!

    Der HSV 2.0 hingegen wird das Wort „Erfolg“ mit anderen Dingen verbinden: Wiederaufstiege z.B.

    Traurig!

    PS – Super Choreo! Großes Chapeau für die geleistete Arbeit!

    • nedfuller sagt:

      Puh, ich dachte schon es gibt hier nur Lobeshymnen :-)

      1. Ali Egbhal sprichst du an. Der hat auf den Vorstellungsveranstaltungen einen richtig guten Eindruck gemacht. Die Show auf der MV selber war unnötig, ja, aber deswegen hat er nicht so viele Stimmen bekommen.

      2. Jens Meier hat eine sehr gute Vorstellung gehabt, deswegen habe ich ihn gewählt. Der Chef des Hafens sollte Ahnung von Wirtschaft haben, daher meine Stimme. Wie die anderen ihre Stimme vergeben haben, kann ich nicht sagen. Woher weißt du es?

      3. Der AR wurde damals vom Vorstand freundlich darauf hingewiesen, daß er beide Stellen schon alleine schaffen kann. Ja, das ist ein O Ton von einem Aufsichtsrat aus der damaligen Zeit.
      Bernd Hoffmann hat viel gutes gemacht, hat aber auch sehr viele Fehler gemacht.

      4. Beiersdorf hat Neves geholt. und andere Fehlgriffe hat er auch zu verantworten. Das Kompetenzgerangel mit BH hat DB eben den letzten Nerv gekostet. Auch das darf man nicht vergessen.

      5. Der AR hat gerade in der BH Zeit seine Kontrollfunktionen nicht ausreichend erfüllt. Beweis dafür sind die „Ermittlungen“ die nach der Zeit von BH getätigt worden sind und Millionenverträge ohne Leistung auftauchten.

      6. Deswegen auch der Change in 2009. Der neue Aufsichtsrat hat dieses Vorgehen nicht mehr geduldet. Da wurden Millionenbeträge vom HSV einfach weg geschmissen.

      7. radikale Minderheit? Übertreib bitte nicht. Genauso geht allen, egal wie du sie bezeichnest, die Situation gerade sehr nah. Niemand will das. Jeder hat immer nach besten Wissen und Gewissen gehandelt. Oder glaubst du wahrhaftig, das irgendwer den HSV kaputt machen will? Ehrlich?

      8. Jeder will Erfolg. Die Frage ist nur: Wie definiere ich den? Gegen Bayern im Pokal raus fliegen ist keine Schande.

      Sieh nicht so schwarz, es sind noch genug Punkte zu holen!

      PS: Danke :-)

      • Mats sagt:

        Statt Ali Eghbal hätte ich auch noch den Schauspieler, den Bunttuchträger, den Pseudojournalisten oder die SC-Abgesandten nennen können. Mir ging es um die polemische Mobilisierung der Massen einzig mit dem Ziel der Hoffmann-Demission. Seitdem ist leider viel zu wenig Kompetenz im AR. Im AR müssen Fachleute sitzen, entweder Fußballfachleute oder Wirtschaftsfachleute. Naja, Daggi Berghoff war ja auch ’ne Null im AR.

        Meiner Meinung nach brauchen wir noch mindestens 12 Punkte, um auf den 16. Platz zu kommen. Gegen wen sollen wir die holen? Wir spielen desolat (egal ob gegen gleichschwache oder stärkere Teams), es ist keinerlei positive Entwicklung unter BvM zu sehen, wir haben Verletzte, sind überheblich und vor allem (!) kämpfen nicht! Ist mir ein Rätsel!

        Ich hoffe sehr, dass mein „schwarz“ dunkler als die tatsächliche Realität ist. We’ll see!