Wie einigen bekannt sein sollte, verfolge ich die Bundesliga zwar weiter, habe aber meinen Verein dort irgendwie verloren. Da ich aber weiter den Profifußball verfolgen kann (mein Sky Abo ist natürlich zu spät gekündigt worden, also kann ich weiter Live die Bundesliga schauen) wollte ich ein kleine Vorschau für mich machen. Nur kann ich weder im kicker noch in der 11 Freunde das finden, was ich gerne über die Clubs in der Liga wissen will.
Aber wofür gibt es Twitter?
Heute habe ich das Vergnügen mit @heinzkamke vom VfB Stuttgart
Welcher Transfer war in diesem Sommer wichtig?
Um mal ganz tief in die Schatzkiste der Originalität zu greifen: jeder einzelne. Das mag ein bisschen übertrieben sein, stimmt aber der Spur nach durchaus. Nehmen wir zum Beispiel den Fall von Sven Ulreich. Er, der Fall, hätte das Potenzial gehabt, eine Menge Unruhe zu bringen, wenn sich der ewige Sven, ein Kind der Region, dem Konkurrenzkampf mit einem Zugezogenen hätte stellen müssen und diesen am Ende womöglich auch noch verloren hätte – so dass zwar manch regelmäßiger Ulreichbeobachter der letzten Jahre nicht sonderlich überrascht, manch eingefleischter Fan vermeintlicher junger Wilder aber komplett entsetzt gewesen wäre. Der erfolgte Transfer indes ließ in erster Linie Gewinner zurück: den VfB, wie eben beschrieben, Ulreich selbst, der es nicht nur in Stuttgart nicht ganz leicht gehabt hätte, weiterhin als Nummer 1 in einem Bundesligator zu stehen und der nun zumindest die weichste Ersatzbank der Liga erwischt haben dürfte, dann – ganz am Rande – mich, der ich mich künftig über seine Unzulänglichkeiten bei der fußballerischen Grundausbildung nicht mehr zu ärgern brauche, und ob der FC Bayern München als Gewinner aus dem Transfer herausgeht, ist mir ehrlich gesagt ein bisschen egal.
Die weiteren Transferaktivitäten deuten zumindest darauf hin, dass sich die sportliche Leitung zentraler Baustellen des Kaders bewusst ist. Auf der linken Bahn hat man zwei Neue verpflichtet. Klappe, die x-te, könnte man sagen. Vielleicht ist ja diesmal ein Volltreffer dabei. Und innen scheint ja ein Nicht-Transfer, nämlich der von Antonio Rüdiger, die ärgsten sportlichen Nöte zu lindern.
Überhaupt lassen die (bis dato?) nicht getätigten Transfers den einen oder anderen geneigten VfB-Anhänger, auf jeden Fall aber mich, recht zuversichtlich auf die kommende Spielzeit schauen, insbesondere mit Blick auf die Offensive: beide „Zehner“, Didavi und Maxim, scheinen zunächst an Bord zu bleiben, ebenso Martin Harnik, auch wenn es bei ihm, wie bei Rüdiger oder auch Didavi, valide betriebswirtschaftliche Argumente für einen Verkauf gäbe, und überraschenderweise standen Transfers von Daniel Ginczek oder Filip Kostić noch nicht einmal bei norwegischen Gerüchteschleudern auf der Agenda.
Abschließend komme ich noch kurz, und werde der Frage des Hausherrn damit zugegebenermaßen nicht gerecht, zur vermutlich wichtigsten Personalie des Stuttgarter Transfersommers: dem Trainer. Wenn man den lokalen Medien, dem einen oder anderen Spieler, möglicherweise einigen wenigen Eindrücken aus der Vorbereitung und nicht zuletzt Alexander Zorniger selbst Glauben schenkt, erwartet uns nicht weniger als eine fußballerische Revolution. Oder so ähnlich. Man darf gespannt sein.
Welchen Spieler sollte ich mir unbedingt anschauen?
Eigentlich möchte ich Timo Werner sagen. Leider deutet im Moment jedoch noch nicht so wahnsinnig viel darauf hin, dass er von Saisonbeginn an die Liga in der Art und Weise rockt, die wir über kurz oder lang von ihm sehen werden. Hoffentlich dann noch mit Brustring. Womit wir bei einem zweiten jungen Mann wären, den Du Dir unbedingt anschauen solltest, der aber leider nicht zu einer guten Saison des VfB beitragen wird: Joshua Kimmich. Ich bin überzeugt, dass er in München seine Einsätze haben und uns alle begeistern wird, sobald wir die Vereinsbrille ablegen. Um aber die Frage im intendierten Sinn zu beantworten: Ginczek. Kostić. Didavi, ab der 60. Maxim. Und wenn ich mich auf einen festlegen muss: Ginczek. Herr Löw wird nicht lange an ihm vorbei können.
Was kann dein Trainer, wie gut ist der wirklich?
Meine Trainer heißen Martin und Reinhard, sind längst nicht mehr im Geschäft und haben mir in den 80ern ziemlich viel von dem beigebracht, was ich im Lauf der Jahre mehr oder weniger erfolgreich auf den Platz gebracht habe. Aber das willst Du gar nicht wissen. VfB-Trainer Alexander Zorniger wird, da bin ich mir recht sicher, polarisieren. An Selbstvertrauen mangelt es ihm nicht, am Wissen und Können, so weit lehne ich mich dann schon aus dem Fenster, auch nicht. Wie jedoch die jeweiligen Größenordnungen zueinander passen, wage ich noch nicht zu beurteilen. Offensichtlich hat er sehr klare Vorstellungen davon, wie seine Mannschaft spielen soll, und auch wenn ich mir noch nicht sicher bin, wie sehr mir dieser Stil zusagt, gefällt mir der Gedanke, einen Trainer mit einem klaren Plan in der Verantwortung zu wissen. Wie dogmatisch er dabei vorgeht, werden wir sehen.
Warum soll ich mir ausgerechnet/unbedingt Spiele mit deinem Team anschauen?
Wie gesagt: Zornigers Stil ist möglicherweise nicht jedermanns Sache, man frage nur mal Armin Veh, der ja auch dem Hausherrn noch in bester Erinnerung ist; für ein gewisses Spektakel dürfte indes in jedem Fall gesorgt sein – „Jagdszenen in …“ klingt nach einer Schlagzeile, die ganz nach dem Geschmack des Trainers sein könnte. Ob sie auch dem bloggenden Fußballästheten des HFC Falke zusagt, vermag ich natürlich nicht zu beurteilen; zu „sollte man sich mal ansehen“ ließe ich mich aber hinreißen.
STF – Schöntrinkfaktor
(von 1 – auch nüchtern zu ertragen bis 6 – nur nach 28 Pils zu ertragen)
1. Spektakel, wie gesagt. Das auch nach hinten losgehen kann, klar, wenn man zum Beispiel gegen pressingresistente Kieler spielt,aber dem mehr oder weniger neutralen Zuseher wird das herzlich egal sein. Davon ab: ich habe mir noch nie ein Spiel schöngetrunken und werde in der kommenden, freudvollen VfB-Saison gewiss nicht damit anfangen.
Vielen Dank für deine Mühe heinzkamke!
Ja, der VfB. Tolle Trainerverpflichtung, Robin Dutt scheint es mit dem Umkrempeln ernst zu meinen und die Zukunft sieht ob der guten Jugendarbeit sehr gut aus.
An Toni Rüdiger kann ich mich nicht satt sehen. Den Jungen mochte ich von Anfang an, spielerisch erinnerte er mich an den jungen Jerome Boateng, vom Temparament her eh, ich hoffe er wird eine ähnliche Entwicklung wie Jerome nehmen. Der VfB ist mir in den Jahren nicht mehr so egal geworden wie früher, was an den tollen Menschen liegt, die ich um den Verein herum kennen lernen durfte.
Weiterhin muss ich hier das Thema Ausgliederung ansprechen. Der VfB wird ausgliedern. Dieser Schritt ist unumgänglich, wie er es beim HSV auch war. Ich hoffe einfach, dass es nicht so über das Knie gebrochen wird, wie beim HSV.
Ausgliederung ist per se nichts negatives. Auch wenn das aus meinen Fingern gerade sehr komisch klingt. Das Wie ist hier die Frage.
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Tags: Bundesliga, heinzkamke, Saison 2015/2016, VfB Stuttgart, Vorschau