So ein Arbeitstag könnte manchmal dann doch noch ein paar mehr Stunden haben. Zumal heute auch noch die Infrastruktur kaputt war und das Arbeiten teilweise unmöglich war.
Es stand heute auch noch der „Großeinkauf“ für das Osterwochenende an. Also der im Supermarkt. Am Sonnabend wollen wir noch auf den Markt. Wir waren beim Real in Farmsen, da waren 12 Kassen offen, es war echt was los.
Auf dem Rückweg hat mich dann ein Lied bewegt, zu sehr bewegt, als es mir lieb ist.
Es war so irrational ehrlich, so selbst erlebte Wirklichkeit, die völlig unfair und unkorrekt ist. Aber so tief ehrlich ist.
Kraftklub, Dein Lied.
Wie gesagt, irrational ehrlich.
Passt zu meinem Tag in San Francisco vor 3 Jahren. Es tut tatsächlich teilweise weh, sich zurück zu erinnern, wie es mir damals ging. Aber es muss sein, dass ich das lese und veröffentliche, auch um es zu verarbeiten.
In diesem Sinne
Tag 7. HSV & Baseball
Late Night Game mit Extra Innings am Abend verträgt sich nicht gut mit dem Wecker, der morgens um 6:00 Uhr klingelt. Das Auswärtsspiel des HSV in Hannover stand an. Skygo machte es mir möglich, dabei zu sein. Auch wenn ich diese Erfahrung gerne nicht gemacht hätte. Was ein grausliches Spiel von uns. Das tut echt weh, wenn man seinen Verein so dem Abgrund entgegen taumeln sieht.
Weh tut es auch, wenn die HSV Familie fast geschlossen in Hannover ist und man kann nicht dabei sein. Selbst wenn man in Deutschland wäre. Das fehlt mir alles so sehr und macht mich täglich traurig.
Ich habe dann den fehlenden Schlaf nachgeholt um für das Spiel der Giants fit zu werden. Es war das Spiel um 13 Uhr, so daß ich dachte, es wird nicht wieder ein so langer Abend.
Das Spiel war so weit okay, wir haben im Moment neben dem Starting Pitching Problem auch ein Problem in der Offensive. Mann, da wird nach Mist geschwungen. Um mich herum haben viele zugestimmt, daß einige Spieler eine Pause brauchen.
Nach dem Spiel war ich dann nicht sicher, was ich noch machen soll. Was zu Essen finden? Bier kaufen und mich auf mein Zimmer verziehen? Das kann es doch auch nicht sein. Ich muß raus, mich mit Leuten treffen. Und wie der Zufall es will sprach mich jemand auf der Straße an, ob er eine Zigarette haben könne. So fangen die guten Geschichten hier für mich an. Wir kamen also ins Gespräch über das Spiel, woher man so kommt. Gabriel ist aus Chile und hat sich gut eine halbe Stunde mit mir über Fußball unterhalten. Er hat es so gut verstanden, daß ich erstens mein Tah Trikot unter dem Giants Trikot trage (Es war Spieltag!) und morgens aufgestanden bin. Er lud mich dann ein, zusammen mit seiner Frau und guten Freundin ein Bier zu trinken. Das war lustig, die Gespräche waren toll und ich wurde unterhalten. Besser geht es nicht.
Geht es doch.
Gabriel, Megan und Ruth wollten dann unbedingt, daß ich mit zu einer Party in den Stadtteil „Mission“ kommen soll. Ich habe dreifach nachgefragt, ob es okay sei und bin dann mitgegangen. Im Safeway wurde kaufte ich dann noch 2 Sixpack Bier, so ohne was wollte ich nicht zu einer Fremden ins Haus. An der Kasse brachte ich dann den Leuten in der Schlange Deutsch bei, das war richtig lustig. Der Kassierer verabschiedete mich mit einem perfektem „Auf Wiedersehen!“.
Wir fuhren dann mit Uber (ein privater Fahrservice ähnlich wie Lyft) zu der Wohnung und ich war ein wenig ängstlich, ob ich dort gern gesehen war. Ich war es.
Es lag nicht nur an dem Bier, sondern die Leute haben sich für meine Geschichte interessiert. Mit Megan habe ich dann ein tolles Gespräch geführt, sie hat mir erzählt, wie schwer es für sie ist, daß Gabriel aus erster Ehe eine Tochter hat und ich habe ihr erzählt, was mich gerade beschäftigt. Darüber zu reden hat uns beiden sehr gut getan.
Auf dem Balkon haben dann einige noch Weed geraucht (ich werde hier nicht schreiben, ob ich inhaled habe ;-) ). Ich habe dann gefragt, es sei doch illegal in Kalifornien. Die Antwort war ja, aber… Wenn du eine Krankheit hast, bei der Marihuana hilft, dann kannst du es rauchen. Er erzählte mir, daß es da einen Doktor gibt, der dich ein Formular ausfüllen läßt und auf der Rückseite stehen dann die Krankheiten zum Ankreuzen, die es braucht, um ein Rezept zu bekommen. Wahnsinn.
Als das Bier dann alle war und alle Hunger hatten wechselten wir ins „The Nappy Tandy“ mitten im Hipster Viertel. OMG, in der Bar saßen Freunde von Freunden, die in jedes Hipster Schema passen, daß jemals aufgestellt wurde. Da war die junge Frau, die alle mit „Hi, how are you, I love your …“ Nachdem ich allen mein HSV Trikot gezeigt hatte (niemand konnte es sich vorstellen, daß ich das unter meinem Giants Trikot trage) sagte dieses junge Mädchen doch, daß sie Fußball doch so liebt, sie sei doch aus Brasilien. Auf meine Frage, welche Mannschaft sie denn verfolgt (jeder hat seine Mannschaft in Brasilien!) antwortete sie: The National Team… Ich habe danach kein Wort nicht mehr mit ihr geredet, ernst genommen habe ich sie davor sowieso schon nicht.
Ich aß noch einen leckeren Burger und unterhielt mich lieber mit Rebecca (das war die, bei der ich in der Wohnung war) und Ruth. Rebecca ist lesbisch und hat wohl gerade eine ziemlich harte Trennung hinter sich. Ruth macht eine Ausbildung zur Krankenschwester und wir haben uns lange über Beziehungen und das amerikanische Sozialsystem unterhalten. Es war ein wundervoller Abend. Als dann der Großteil der Leute noch woanders hin wollte, bin ich dann lieber nach Hause, ich wollte nicht so aufdringlich sein. Aber Rebecca und Ruth haben den Abend mit mir genossen, so wie ich.
Schlafen war dann wieder beschissen, aber das kenne ich jetzt ja schon.
Bilder
Tags: 12.04.2014, 12.04.2017, Tagebuch