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Damit sie Spielpraxis sammeln

Donnerstag, Oktober 15th, 2009

Oft hört man dies.

Junge eigene Talente werden ausgeliehen, damit sie bei anderen, meist unterklassigen, Teams Spielpraxis sammeln.
Der Trainer sagt dann:

In der jetzigen Situation ist es für Maxim wichtig, dass er Spielpraxis bekommt. Wir wünschen ihm viel Erfolg“, so HSV-Trainer Bruno Labbadia.
(Quelle: hsv.de)

Ein Talent hat man verpflichtet, jemanden der in der Zukunft dem Team helfen soll. Vielleicht sogar den Superstar von morgen. Aber aktuell spielt er dann eher in der zweiten Mannschaft (bei uns ist das gerade mal Regionalliga Nord), trainiert vielleicht sogar mit bei den Großen, wenn aber der Spielberichtsbogen ausgefüllt werden soll, dann taucht der Name nicht auf.

Was machen wir also mit solchen Talenten? Verleihen. Derzeit haben wir 4 Spieler verliehen:

  1. Eric-Maxim Choupo-Moting: 1. FC Nürnberg
  2. Änis Ben-Hatira: MSV Duisburg
  3. Sidney Sam: 1. FC Kaiserslautern
  4. Malcauley Chrisantus: Karlsruher SC

Wie schlagen sich die 4 Jungs denn in ihren „neuen“ Vereinen? Da gibt es zum einen die objektiven Werte (Statistiken, wiedermal von bundesliga.de) und dann auch subjektive Werte.

Die objektive Bewertung

Änis Ben-Hatira

In der zweiten Liga spielt Änis nicht konstant in der Mannschaft. Bisher hat er nicht mal die Hälfte der möglichen Minuten gespielt. Seine Durchschnittsnote bei kicker ist nicht berauschend (4,5). Als offensiver Mittelfeldspieler hat er nicht so viel Produktives beigetragen: Kein Tor, keine Torvorlage, lediglich 3 Torschußvorlagen.

Sidney Sam

Hier sieht es anders aus. Er spielt fast immer durch (86 Min. pro Spiel). In allen Partien des FCK bisher stand er in der Startelf. Aber auch hier ist er als offensiver Mittelfeldspieler mit einem Tor und einer Vorlage nicht gerade eine Waffe. Die anderen Werte sehen gut aus.

Eric-Maxim Choupo-Moting

Seit er bei Nürnberg ist, hat er im Schnitt 58 Minuten gespielt. Allerdings ist dabei interessant, daß er in den ersten zwei Spielen erst nach der 60. Minute eingewechselt worden, dann aber die nächsten beiden Spiele durchgespielt hat. Der Trainer scheint ihn also als Alternative im Sturm zu sehen. Er schießt mir zu wenig aufs Tor als Stürmer. Aber die Nürnberger haben zur Zeit eh ein Problem mit dem Spiel nach vorne.

Malcauly Chrisantus

Malcauly hatte es besonders schwer: Für die Regionalliga Nord konnte er nicht gemeldet werden in der letzten Saison und für die Profis war er noch nicht gut genug. Eine Leihe war dringend notwendig.
Bei Karlsruhe gehört er nicht zum Stamm. Noch kein Spiel in der Startelf, dafür aber in 5 Spielen eingewechselt. Und trotz der wenigen Minuten hat er 2,4 Torschüße pro Spiel zu Stande gebracht. Das sieht mir danach aus, daß er die wenige Zeit die er bekommt, nutzen will.

Die subjektive Bewertung

Ich bin ehrlich: aus den Augen, aus dem Sinn. Choupo hat ein Tor gegen die Bayern geschossen. Das ist ehrlich gesagt das einzige, was ich über unsere vier Leihspieler weiß. Gerade die Spieler, die in die zweite Liga ausgeliehen sind, verschwinden mal ganz schnell aus meinem Fokus. Nach unten bin ich halt blind.

Was also tun?

Am besten die Fragen, die Ahnung davon haben: Die Fußballblogger der jeweiligen Vereine. Und wie das heutzutage üblich ist, hilft man sich untereinander. Nachfolgend die Meinungen von anderen Bloggern zu unseren ausgeliehenen Spieler.

Änis Ben-Hatira

Zu Änis Ben-Hatira hat mir Kees vom zebrastreifenblog etwas geschrieben:
Änis Ben-Hatira hat in Duisburg zurzeit einen schweren Stand. Seine Leistungen in den letzten drei Spielen haben nicht dazu beigetragen, die bei vielen MSV-Fans vorhandene Skepsis gegen das das erneute Ausleih-Geschäft zu beseitigen.Wie das mit seinen spielerischen Qualitäten zusammenhängt, wirst du gleich erkennen. Die Fakten: Nichts deutete zum Ende der letzten Spielzeit darauf hin, dass Änis Ben-Hatira daran denkt, den Leihvertrag in Duisburg zu verlängern. Das war ihm von vielen Fans zugestanden worden, war doch noch nicht klar, ob es beim HSV eine Perspektive für ihn gab.
Dann gab es das Endspiel bei der U21-Europameisterschaft, wo er sich dem von Wagner angefachten Jubel unter dem Mantel „wir, vom MSV“ entzog. Das war schlechter Stil und deutete mehr der möglichen Schwierigkeiten an.
Anschließend wurde von HSV-Seite kolportiert, Ben-Hatira werde angeraten, weiter Spielpraxis bei einem anderen Verein zu suchen. Doch Ben-Hatira erschien trotz weiterhin bestehenden Vertrages nicht zum Training beim MSV. Eines der sprichwörtlichen und allmählich beschmunzelten Neururer-Ultimaten ließ Ben-Hatira verstreichen. Die Geschichte schien durch zu sein. Nun wird er in der schon laufenden Saison dennoch wieder per Leihgeschäft verpflichtet. Keine so guten Voraussetzungen, um im Mannschaftsgefüge und bei den Zuschauern wieder anzukommen.
Über diesen Hintergrund muss man sich im Klaren sein. Bei diesem Hintergrund muss ein Spieler schon sehr gute Leistungen zeigen, um wieder akzeptiert zu werden. Doch zunächst laufen die Dinge sogar so, dass er mit dieser Skepsis nicht weiter konfrontiert wird. Im Mittelfeld und Sturm fallen Spieler aus und dank seiner individuellen Qualiäten steht Ben-Hatira entgegen der Ansagen von Peter Neururer sofort wieder in der Mannschaft. Ich vermute nun, Ben-Hatira überschätzte sein spielerisches Können zum Zeitpunkt der Rückkehr völlig. Durch diese frühe Berücksichtigung fühlt er sich bestätigt. Zwar ist er technisch sehr gut und ballsicher, doch glaubt er anscheinend, diese technische Qualität genüge, um erfolgreich bestehen zu können. Ihm fehlt aber ganz deutlich Spielübersicht, sowohl was das mögliche Abspiel zu Mitspielern angeht als auch für die Entscheidung zwischen Schuss und weiterem Dribbling. Das könnte sich bei vernünftigem Training legen. Für gravierender halte ich aber seine Defizite im persönlichen Bereich. Auf mich wirkt er so, als schätze er seine Leistung völlig falsch ein und möchte Fehler eher bei den Mitspielern als bei sich selbst zu suchen.
Das passt zu der Art und Weise, wie er wieder zum MSV gekommen. Im Gegensatz zur letzten Saison, wo es eine Möglichkeit für ihn war, sich zu beweisen, scheint er es dieses Mal als Abstieg zu erleben. Da ist also erstmal wahrscheinlich viel Psychologie gefragt, ehe man sich auf die spielerische Leistung von Änis Ben-Hatira beschränken kann.

Eric-Maxim Choupo-Moting

Der Glubb-Blog hat unserem Spieler gar einen Beitrag gewidmet, als bekannt wurde, daß der 1. FC Nürnberg ihn verpflichtet: Hier lesen.

Jetzt, nach 4 Spielen beim Club, kommt Bomber Manolo (der Autor des Beitrags) zu folgender Einschätzung:
Und heute denke ich, dass Eric ein junger, sympathischer, talentierter Fussballer ist, der sicherlich eine erfolgreiche Zukunft vor sich haben könnte! Nur, von dieser Gattung haben wir schon einige im Team.
Wir brauchen einen der trifft – heute trifft und nicht erst in 3 Jahren!

Außerdem denke ich, wenn er treffen würde, dass er zum HSV zurückgehen würde… was für uns abermals unbefriedigend wäre!

Aber: Er hat bei seinem ersten Treffer für rot-schwarz gezeigt, dass er ein Vollstrecker sein kann, und da es das Tor beim bayrisch-fränkischen Derby war, hat er ohnehin einen Stein im Brett bei uns Glubberern!

Der Erfolg wäre ihm und uns zu wünschen! ;-)

Sidney Sam

Über Sidney Sam habe ich Informationen von Philip erhalten, der im FCK-Blog schreibt.

Hier also die Einschätzungen:
Als Sidney Sam vor knapp einem Jahr nach Kaiserslautern kam, galt er ja schon als großes Talent. Mit diesem Titel geht man jedoch recht vorsichtig um in der Pfalz. Man kennt auch Spieler, wie zum Beispiel Marco Reich ( Ex-Nationalspieler ) der nun ein ewiges Talent blieb. Nicht nur ein Name fällt da, wenn man in die letzten zwei Jahrzehnte beim FCK schaut. Schnell musste sich Sidney Sam beweisen. Zwar hatte er schon Spielerfahrung beim HSV gesammelt, doch ist erstens ein neuer Verein und zweitens noch eine andere Liga doch eine große Umstellung. Doch der ehemalige Trainer der Roten Teufel, Milan Sasic gab ihm ein ums andere Mal die Chance sich zu zeigen und zu präsentieren. Man bewunderte von Fanseite gleich seinen guten Umgang mit dem Ball und den Drang nach Vorne. Die Linksaußenposition war schon lange nicht mehr so beackert worden, wie es nun bei Sidney Sam der Fall war. Man muss sagen, dass sich dies durch die gesamte letzte Saison zog und er großen Anteil daran gehabt hätte, wenn der FCK aufgestiegen wäre. Auch den neuen Trainer, Marco Kurz beeindruckte er recht schnell, und zeigte, das man auf ihn bauen kann. Die erfolgreichen Spiele in der laufenden Saison bekamen doch immer auch einen Stempel von Sam. Zum Beispiel im Spiel gegen den FC St. Pauli bewies er ein ums andere Mal seine Vorbereiterqualitäten. Er kristallierst sich immer mehr zu einem Schlüsselspieler für Kaiserslautern und demnach sind die Nominierung in die Nationalmannschaft nur eine logische Konsequenz daraus.

Sidney Sam wurde, so wie ich das sehe, sehr schnell in die Mannschaft und das gesamte Umfeld integriert. Er weiß, was die Zuschauer am Betzenberg sehen wollen, und genau das versucht er immer wieder zu zeigen und die Mannschaft mit zu reißen. In der momentanen Verfassung hätte wohl auch jeder Erstligaclub große Freude an diesem konzentrierten, aber auch witzigen Spieler. Er passt zur Zeit perfekt in diese Mannschaft und wenn er fit bleibt, gehen wir davon aus, dass er in dieser Saison die Letztjährige übertreffen kann und mit dieser Mannschaft den Weg in die erste Liga planen kann.

Fazit

Ich glaube nicht daran, daß Änis Ben-Hatira und Sidney Sam noch eine Chance beim HSV erhalten. Es wird wie bei Charles Takyi oder auch Rouwen Hennings enden: Wir beenden die Leihe und verkaufen den Spieler. Meist ist der Vertrag ja auch mit einer Kaufoption versehen. Das wird seinen Grund haben.

Welcher Spieler wurde denn behalten, nachdem er verliehen wurde? Wer hat sich durchgesetzt, nachdem er erstmal Spielpraxis in einem anderen Verein gesammelt hat? Ich habe bei transfermarkt.de lange gesucht und habe niemanden gefunden.

Bei Eric-Maxim Choupo-Moting und Malcauly Christantus bin ich mir nicht sicher. Gerade im Sturm haben wir gesehen, wie schnell aus einem Qualitätskader ein Lazarett wird. Und günstiger als ein neuer Topstürmer wären unsere ausgeliehenen Jungs allemal. Bei Änis Ben-Hatira sieht man aber, wo es enden kann: Der Spieler fühlt sich herabgestuft und schafft es so nicht, seine Topleistung zu bringen.

Schlußwort

Der Urheber dieser Idee muß noch gewürdigt werden: Matze!
Er hatte zum einen die Idee, über die verliehenen Spieler was zu schreiben und zum anderem die Idee andere Blogger nach deren Meinung zu Fragen.

Danke Matze!

In diesem Sinne: Nur der HSV!