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Unser neuer Trainer …

Dienstag, Juni 9th, 2009

… aus der Sicht des Ex.

Dieser Ex ist nicht etwa ein Spieler oder Verantwortlicher der Werkself, sondern kein geringener als Jens Peters, der seit dem 6. August 2008 den blog catenaccio mit Themen rund um das Team von Bayer 04 Leverkusen füllt. Wer wäre besser geeignet mir ein paar Fragen zu beantworten?

Florian: Hallo Jens, erstmal vielen Dank, daß du Dich bereit erklärt hast, ein paar Fragen zu beantworten.

Jens: Hi Florian – Schön, dass es wieder ein Fußball-Blog mehr gibt, da bin ich gerne dabei.

F: Gleich zum Thema. Was waren Deine erste Gedanken, als Du gehört hast, dass Bruno Labbadia den Verein verlassen wird?

J: Freitag in der Früh kam die Meldung, dass Labbadia nach Hamburg geht. Ich war zunächst etwas skeptisch, ob dass denn nun endgültig besiegelt war und wenig später kamen dann noch die Moralapostel-Sprüche, des Herrn Holzhäuser, so dass ich mir der ganzen Sache nicht so 100%ig sicher war. Abends hörte ich dann auf der Autobahn, dass Heynckes neuer Trainer in Leverkusen ist, womit klar war, dass das Kapitel Bruno Labbadia endgültig beendet wurde. Das fand ich zunächst einmal positiv.

F: Kannst Du Dich noch erinnern, was Du am Anfang der Saison über Bruno Labbadia gedacht hast?

J: Ein jüngerer, unerfahrener Zweitligatrainer in Leverkusen – ob das gut geht? Und warum jemand aus der zweiten Liga? Das hatte es in Leverkusen zuvor noch nicht gegeben, aber die Verantwortlichen schienen überzeugt gewesen zu sein. Es gab Sprüche, wie „Siegergen einimpfen“, „ich weiß, was es heißt Meister zu werden“, etc. Das hört man natürlich erst mal gern und schöpft ein wenig Hoffnung, aber eine gewisse Grundskepsis war da. Zudem gab es Äußerungen, die ein wenig nach Langeweile klangen, wie „Chancen realistisch einschätzen und irgendwo zwischen Platz 4 und Platz 8 landen“, dass ist dann wiederum nicht das, was man hören möchte

F: Der Saisonstart war ja auch ziemlich gut, die Mannschaft und der Trainer wurden in der Presse hoch gelobt. Wie hast Du die Hinrunde gesehen? Gab es aus deiner Sicht schon Kritikpunkte am Trainer?

J: Hinterher kann man natürlich immer viel analysieren. Es gab einige eklatante Schwachpunkte, die besonders in der Hinrunde vom ersten Spiel an aufgefallen sind. Das defensive Spiel war teilweise überhaupt nicht vorhanden, kombiniert mit eklatanten Schwächen im Abwehrverbund, sowie eine Art mentale Schwäche, dass man zum Beispiel kein Spiel nach einem Rückstand gedreht hat. In der Hinrunde ist das, aufgrund der guten Offensivleistungen nicht so sehr aufgefallen, in der Rückrunde dann leider schon.

F: Lag es dann Deiner Meinung nach am Trainer und seinem Verhältnis zur Mannschaft, dass die Werkself dann so eingebrochen ist? Woran konntest Du dies festmachen?

J: Ich glaube, dass Bruno Labbadia ein ähnlicher Typ, wie Jürgen Klinsmann ist. Zumindestens von der Mentalität. Ein echter Dickschädel, der das tut und durchsetzt, was er für richtig hält. So etwas, wie Diplomatie oder ein Mittelweg fällt dann schon mal gerne unter den Tisch. Das ist für eine Mannschaft, speziell eine junge, sicherlich nicht so leicht, aber trotzdem hätte ich mehr von den Spielern erwartet. Die Leistungen sind kein reines Produkt der schlechten Stimmung zwischen Mannschaft und Labbadia.

F: Bruno Labbadia soll lt. bild.de gesagt haben, dass Leverkusen zu spät um ihn gekämpft hat. Wie ist das aus deiner Sicht zu bewerten/zu sehen?

J: Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was das Problem von Labbadia gewesen ist. Er hat die ganze Rückrunde Deckung von oben bekommen, trotz schlechter Leistungen, trotz teils seltsamer Entscheidungen. Wann hätte man um ihn kämpfen sollen?

F: Gerne zitiert wird in dem Zusammenhang das Interview von Bruno Labbadia in der Sueddeutschen Zeitung. Warum dies Interview zu diesem Zeitpunkt?

J: Nochmal zur Frage zuvor. Warum soll ich um jemanden kämpfen, der mir so in den Rücken fällt. Der dem Verein durch so ein Interview schadet. Es war von Anfang an klar, dass es nach dem Pokalfinale ein Gespräch geben wird. Habe ich Probleme mit meinem Arbeitgeber, versuche ich das doch erst einmal unter „4 Augen“ zu klären, oder? Die Spekulationen gehen natürlich in die Richtung, dass er aus dem Vertrag raus und die „Entlassung“ forcieren wollte. Könnte ich persönlich jedoch nicht verstehen. Selbst wenn ich keinen Bock mehr auf Verein und Mannschaft hätte, würde ich doch probieren erstmal den Pokal für mein Ego zu gewinnen. Dann könnten die mich mal, aber ein Interview am Tag des Finales, war, nun ja, dumm!

F: Kannst Du mir den ‚Machtkampf‘ mit Michael Reschke erklären? Vor allem weil zu lesen war, daß Bruno Labbadia mehr Kompetenzen erhalten wollte. Für mich ein böses Wort derzeit, weil Martin Jol wohl auch deswegen Hamburg verlassen hat.

J: Das fällt leider auch alles wieder in den Bereich der Spekulation. Wir wissen nur, dass Reschke degradiert wurde, denn so würde ich die Versetzung in den Jugendscoutingbereich verstehen und dass Labbadia sich als Mobbing-Opfer gesehen hat. Bezüglich mehr Kompetenzen, ist er in der Saison zuvor, relativ spät erst zu Leverkusen gekommen, so dass er wenig Einfluss auf die Neuverpflichtungen hatte, bzw. am Teambuilding-Prozess. Da dürfte er dieses Jahr mehr Einfluss darauf gehabt haben, allerdings denke ich, dass die Kernkompetenzen bei Reschke und Völler lagen. Ich finde es reicht, wenn es schon solche Leute gibt, dass der Trainer Wünsche äußerst und beratend zur Verfügung steht.

Danke nochmal an Jens, dass er meine Fragen beantwortet hat!
Zusammenfassend finde ich es lustig, dass ich die gleiche Skepsis habe, die er bei der Verpflichtung hatte. Ein international unerfahrener Trainer beim HSV? Der Vergleich mit Klinsmann macht mir ein wenig Sorge, weil ich Klinsmann für einen Blender halte. Auch die angesprochene schlechte Defensivarbeit und die mentale Schwäche der Spieler sprechen ebenfalls nicht für einen Trainer, der die Spieler motivieren kann.
Wichtig finde ich die Aussage, dass es nicht nur am Spieler liegen kann, wenn eine Mannschaft keinen Rückstand aufholen kann.

Ich bin total auf die neue Saison gespannt. Ein Kollege sagte heute: Warum nicht optimistisch sein. Veilleicht ist dies der Beginn eine langen erfolgreichen Zeit des neuen Trainers beim HSV. Und: Ändern können wir es eh nicht.

In diesem Sinne: Nur der HSV!